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Charles de Gaulle
© La Documentation française. Photo Jean-Marie Marcel

22. November 1890
Charles de Gaulle wird in Lille als drittes von fünf Kindern in einer aus der Champagne stammenden Pariser Juristenfamilie geboren.
Er absolviert einen Teil der Grundschule bei den Brüdern der christlichen Schulen der Pfarre zum Hl. Thomas von Aquin.

1905
Religiöse Kongregationen werden in Frankreich gesetzlich verboten. Der junge Charles beendet seine Mittel- und Oberstufenbildung bei den Jesuiten vom Heiligen Herzen Jesu (Sacré-Cœur) in Belgien.

1908
Nach einem Vorbereitungsjahr am Collège Stanislas wird er in der Militärschule Saint-Cyr aufgenommen.

1912
Nach Verlassen der Elitehochschule tritt er unter Oberst Pétain dem 33. Infanterieregiment in Arras bei.

1914 – 1918
Als Hauptmann sticht de Gaulle durch seine Tapferkeit hervor. Er wird mehrere Male verwundet und im März 1916 von den Deutschen gefangen genommen. Im Zuge eines Fluchtversuchs wird er in einem Straflager für besonders unbeugsame Offiziere interniert. Diese zweieinhalb Jahre Haft hinterlassen bei ihm eine Erinnerung bitterer Nutzlosigkeit, obwohl er sich die Langeweile vertreibt, indem er für seine Mitgefangenen umfangreiche Vorträge über den Ablauf der militärischen Ereignisse organisiert. Fünfmal versucht er aus dem Lager zu entkommen.

April 1919
Er erreicht seine einstweilige Versetzung zur autonomen polnischen Armee.

1922
Rückkehr nach Frankreich und Aufnahme in der École de Guerre. 
Die Zwischenkriegszeit nutzt er, um seine Militärtheorie weiter auszuarbeiten. Er veröffentlicht La Discorde chez l'ennemi (1924), Le Fil de l’épée (1932, deutscher Titel: Die Schneide des Schwertes), Vers l’armée de métier (1934, deutscher Titel: Frankreichs Stoßarmee: Das Berufsheer, die Lösung von morgen) – ein Werk, in dem er sich für den Einsatz einer Panzertruppe ausspricht – und La France et son armée (1938).

Bei Ausbruch des Krieges ist de Gaulle Oberst und Kommandant des 507. Kampfpanzerregiments in Metz.

25. Mai 1940
Er wird vorübergehend zum General ernannt.

6. Juni 1940
Paul Reynaud, Ministerpräsident und Kriegsminister, ernennt ihn zum Staatssekretär für Krieg und nationale Verteidigung und beauftragt ihn mit der Koordination des Militäreinsatzes Frankreichs und des Vereinigten Königreichs, um den Kampf weiterzuführen. 

9. Juni 1940
De Gaulle trifft den britischen Premierminister Winston Churchill.
Vergeblich bemüht sich de Gaulle, die französische Regierung zur Fortsetzung des Kriegs zu bewegen, obwohl die in Dünkirchen eingekesselte englische Armee aus dem französischen Staatsgebiet evakuiert werden musste.

16. Juni 1940
Nach seiner Rückkehr aus England erfährt de Gaulle von einem von Pétain mit dem Deutschen Reich geplanten Waffenstillstand. Sofort kehrt er nach London zurück, um den Krieg fortzuführen.

18. Juni 1940
Am Mikrofon von Radio Londres, dem französischsprachigen Sender der BBC, ruft General de Gaulle alle Offiziere und Soldaten auf britischem Boden dazu auf, sich ihm anzuschließen und den Widerstand fortzusetzen. Dieser Aufruf war der Gründungsakt der „Freien Französischen Streitkräfte“ (Forces françaises libres), deren Führung de Gaulle übernimmt. 
Der Aufruf vom 18. Juni wurde nicht aufgezeichnet, der Aufruf vom 22. Juni hingegen ist erhalten geblieben.

27. Juni 1940
Winston Churchill erkennt de Gaulle als Chef der Freien Franzosen an. Mit seiner Unterstützung gelingt es de Gaulle, einen bewaffneten Widerstand zu organisieren, die späteren Freien Französischen Streitkräfte. Er bildet mit der Hilfe von René Cassin das Komitee Freies Frankreich, aus dem am 3. Juni 1943 das Französische Komitee für die nationale Befreiung entsteht, und ein Jahr später die provisorische Regierung der französischen Republik. Während dieser Kriegsjahre gewinnt er allmählich die Unterstützung der französischen Kolonien, schließt sich mit der von Jean Moulin angeführten Résistance zusammen und macht Frankreich an der Seite der Alliierten – Großbritannien, Vereinigte Staaten und Sowjetunion – zu einer der Siegermächte.

14. Juni 1944
General de Gaulle landet am Strand von Courseulles-sur-Mer in der Normandie.

25. August 1944
Er hält eine Rede im Pariser Rathaus: „Paris; Paris wurde beleidigt; Paris wurde gebrochen; Paris wurde gepeinigt; aber Paris ist befreit!“

9. September 1944
General de Gaulle amtiert an der Spitze einer provisorischen Regierung „der nationalen Einheit“.

20. Januar 1946
De Gaulle tritt vom Amt des Ministerpräsidenten zurück, da er und die verfassungsgebende Nationalversammlung unterschiedliche Auffassungen von der Ausgestaltung der neuen Verfassung haben.

16. Juni 1946
In seiner Rede von Bayeux legt er ein Verfassungsprojekt mit einer starken Exekutive dar, im Vorgriff auf die spätere Verfassung der V. Republik.

14. April 1947
Charles de Gaulle gründet die politische Bewegung Rassemblement du Peuple français (RPF), die bei den Kommunalwahlen zwar sehr gute Ergebnisse verbucht, bei den Parlamentswahlen 1951 aber nicht den erhofften Erfolg erzielt. Doch das RPF schult und mobilisiert aktive Mitglieder und schafft dadurch eine Machtbasis, die sich 1958 als entscheidend erweisen wird.
Das Scheitern der Vierten Republik in der Algerienfrage führt dazu, dass zahlreiche politische Verantwortliche aller Lager eine Rückkehr von General de Gaulle an die Macht fordern.

1954
Veröffentlichung des ersten Bandes seiner Mémoires de Guerre.

13. Mai 1958
Putsch von Algier.
Der französische Staatspräsident René Coty beschließt, sich an den „Illustresten aller Franzosen“ zu wenden.

1. Juni 1958
Charles de Gaulle wird nun letzter Ministerpräsident der IV. Republik. Er erhält Sondervollmachten und lässt eine Verfassung erarbeiten.

4. September 1958
General de Gaulle stellt den Franzosen seinen Entwurf für die Verfassung der V. Republik vor.

28. September 1958
Die neue Verfassung wird per Referendum mit 79,2 % Ja-Stimmen angenommen.
Auch die französischen Überseegebiete stimmen ihr zu, mit Ausnahme von Guinea, das somit als erster Staat Afrikas seine Unabhängigkeit erhält.

21. Dezember 1958
De Gaulle wird in indirekter Wahl zum französischen Staatspräsidenten und Präsidenten der afrikanischen und madagassischen Gemeinschaft gewählt.
Die drängendste Aufgabe betrifft Algerien. De Gaulle unternimmt zahlreiche Reisen und steuert auf eine Unabhängigkeitslösung zu. Nach dem Vorschlag des „Friedens der Tapferen“ im Oktober 1958 bietet er Algerien im darauffolgenden Jahr die Selbstbestimmung an.

13. Februar 1960
Die erste französische Atombombe explodiert in Reggane in der algerischen Wüste.

8. Januar 1961
Referendum über die Selbstbestimmung der Algerier, bei dem 75 % der Franzosen mit Ja stimmen.

22. April 1961
Gescheiterter Putsch der Generäle. Aufnahme der Verhandlungen mit der algerischen Unabhängigkeitsbewegung FLN.

22. März 1962
Unterzeichnung des Abkommens von Évian, das in Frankreich und Algerien durch eine Volksabstimmung angenommen wird und Algeriens Unabhängigkeit sichert. Befreit von der Last des Algerienkriegs, nicht aber von seinen Nachwirkungen (Rückführung der Franzosen, Attentate der französischen Untergrundbewegung OAS), bemüht sich der Staatschef, eine „Politik der nationalen Unabhängigkeit“ zu betreiben, die den Rang Frankreichs in der Welt stärkt. De Gaulle, der eine „amerikanische Bevormundung“ ablehnt, zieht Frankreich nach und nach aus der integrierten Militärführung der NATO zurück (1966 war dieser Rückzug vollzogen), ohne allerdings das Bündnis zu verlassen. 

22. August 1962
Nach dem Attentat von Petit-Clamart schlägt Charles de Gaulle eine Direktwahl des Staatschefs nach dem allgemeinen Wahlrecht vor, um seine Legitimität gegenüber den Abgeordneten zu sichern.

Oktober 1962
Raketenkrise von Kuba. Charles de Gaulle ist der erste Staatschef, der Kennedy gegen Chruschtschow unterstützt.

28. Oktober 1962
Ein Referendum über die Verfassungsreform bestätigt das Wahlsystem, in dem der französische Staatspräsident durch allgemeine, unmittelbare Wahlen gewählt wird.

22. Januar 1963
Élysée-Vertrag zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland. Bestrebt, eine auf Kerneuropa ausgerichtete Staatengemeinschaft aufzubauen, lehnt de Gaulle den Beitritt Großbritanniens, das seines Erachtens zu sehr auf die Vereinigten Staaten ausgerichtet ist, zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ab. 1963 stärkt er die EWG mit der Einführung einer gemeinsamen Agrarpolitik. 

Seine „Politik der freien Hände“ bedeutet aber auch, die Präsenz Frankreichs weltweit zu stärken, und das sowohl gegenüber den Staaten, die aus der einstigen afrikanischen und madagassischen Gemeinschaft hervorgegangen und seit 1960 unabhängig sind, als auch in Asien und Lateinamerika.  

27. Januar 1964
De Gaulle ist einer der ersten westlichen Staatschefs, die die Volksrepublik China anerkennen und diplomatische Beziehungen zu ihr knüpfen. Darüber gibt er in einer Pressekonferenz am 31. Januar eine Stellungnahme ab.

1966
Bei einer Reise nach Kambodscha hält er in Phnom-Penh eine Rede, in der er die amerikanische Vietnam-Politik kritisiert. 

Juni 1966
Reise in die UdSSR, um eine Politik der „Entspannung, Verständigung und Zusammenarbeit“ anzustoßen und ein „Europa vom Atlantik bis zum Ural“ aufzubauen. 

Juli 1967
„Es lebe das freie Quebec!“: Bei einer Kanada-Reise betont Charles de Gaulle seine Ablehnung gegenüber dem amerikanischen Imperialismus, verteidigt aber zugleich die historische Präsenz Frankreichs in Nordamerika.

1965
Erstmals finden Präsidentschaftswahlen nach dem allgemeinen Wahlrecht statt. Nach seiner ersten siebenjährigen Amtszeit wird de Gaulle im zweiten Wahlgang gegen François Mitterrand mit 54,8 % der Stimmen wiedergewählt.

Mai 1968
Proteste von Studenten und Arbeitern erschüttern die französische Gesellschaft zutiefst.

30. Mai 1968
Der Präsident löst die Nationalversammlung auf, in der er nur noch über eine sehr schwache Mehrheit verfügt. Die darauffolgenden Parlamentswahlen werden mit einer starken Mehrheit für den Präsidenten gewonnen.

27. April 1969 
Das Referendum zur Reform der Regionalverwaltung und des Senats wird mit 52,4 % der Stimmen abgelehnt. Charles de Gaulle hat sich verpflichtet, im Falle eines Neins sein Amt niederzulegen. Er hält sein Versprechen und tritt am nächsten Tag zurück. Übergangsweise wird er durch den Senatspräsidenten Alain Poher ersetzt.
De Gaulle zieht sich nach Colombey-les-Deux-Eglises zurück, verzichtet auf öffentliche Stellungnahmen jeglicher Art und setzt die Niederschrift seiner Memoiren fort. 

9. November 1970
Tod von Charles de Gaulle.

Nur der erste Band seiner Mémoires d’Espoir ist vollendet. Nach einer offiziellen Trauerfeier in der Kathedrale Notre-Dame de Paris mit staatlichen Behörden und Persönlichkeiten aus dem Ausland wird er auf dem Friedhof von Colombey in Anwesenheit seiner Familie, der Kampfgefährten aus der Zeit der Befreiung und der Dorfbewohner beigesetzt.
 

Die Amtszeit von Charles De Gaulle

1958-1969: Die Amtszeit von Charles De Gaulle | Archiv I

Die Amtseinführung der französischen Staatspräsidenten

Stand : 14 Dezember 2022