Einst ein revolutionäres Kampflied, wurde die Marseillaise im Laufe der Geschichte zu einer Nationalhymne mit freiheitlichen Akzenten, die heute bei den meisten offiziellen Anlässen gespielt wird.

Verfasst wurde der Kampfgesang vom französischen Offizier Claude-Joseph Rouget de Lisle, geboren 1760 in Lons-le-Saunier, in der Nacht auf vom 25. auf den 26. April 1792 im Salon des Bürgermeisters von Straßburg, Philippe-Frédéric de Dietrich, im Anschluss an die französische Kriegserklärung an Österreich, ursprünglich unter dem Titel Chant de guerre pour l'armée du Rhin („Kampflied für die Rheinarmee“).

Die Hymne wurde zunächst im Elsass in handgeschriebener oder gedruckter Form vervielfältigt, ehe sie von zahlreichen Pariser Verlegern aufgegriffen wurde. Sie wurde von Soldaten aus Marseille angestimmt, die sich am 10. August 1792 am Tuileriensturm beteiligten, fand anschließend volkstümliche Verbreitung und wurde schließlich am 14. Juli 1795 zum „französischen Nationalgesang“ erklärt.

Es gibt keine Einheitsversion der Marseillaise, die ursprünglich in verschiedenen Formen vertont wurde, mit und ohne Gesang. Da der Text zunächst anonym erschien, wurde an der Urheberschaft von Rouget de Lisle gezweifelt, der im Übrigen ein eher mittelmäßiger Komponist war. Überfordert vom Aufsehen, das sein Werk erregte, kehrte dieser nach der Revolution in die Anonymität zurück und verfasste nur noch wenige, erfolglose Kompositionen.

Nachdem die Marseillaise während des napoleonischen Kaiserreichs und der bourbonischen Restauration verboten worden war, rückte sie bei der Revolution von 1830 wieder in den Mittelpunkt. Berlioz komponierte damals eine Orchestrierung, die er Rouget de Lisle widmete. König Louis-Philippe zog ihr jedoch eine andere, gemäßigtere Hymne vor, die „Parisienne“.
In der III. Republik wurde die Marseillaise 1879 zur Nationalhymne erhoben, allerdings ohne offizielle Harmonisierung. Angesichts des großen musikalischen Durcheinanders, das entstand, wenn verschiedene Orchester zusammenspielen sollten, wurde eine Einheitsversion notwendig. Der Kriegsminister nahm sich 1887 dieser Aufgabe an und traf seine Entscheidung auf Vorschlag eines Ausschusses von Berufsmusikern.

Am 14. Juli 1915 wurde die Asche von Rouget de Lisle in den Invalidendom überführt.

Im September 1944 empfahl das französische Bildungsministerium in einem Rundschreiben, die Marseillaise in den Schulen singen zu lassen, um „unsere Befreiung und unsere Märtyrer zu feiern“. Ihre Eigenschaft als Nationalhymne wurde in Artikel 2 der Verfassungen von 1946 und von 1958 bekräftigt.

Das Tempo der Marseillaise variierte im Lauf der Jahre: Nachdem die Hymne im 20. Jahrhundert ein bisschen schneller gespielt worden war als in der Originalkomposition, wurde sie von Präsident Valéry Giscard d'Estaing wieder leicht verlangsamt. Sein Nachfolger François Mitterrand kehrte zur schnelleren, heute vorherrschenden Version zurück. 

Während ihres zweihundertjährigen Bestehens hat die Marseillaise zahlreiche Kompositionen inspiriert, von der Oper bis zum Jazz.

Originaltext

25 April 1792

Originaltext

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Vers 1

Allons enfants de la Patrie,
Le jour de gloire est arrivé !
Contre nous de la tyrannie,
L'étendard sanglant est levé, (bis)
Entendez-vous dans les campagnes
Mugir ces féroces soldats ?
Ils viennent jusque dans vos bras
Égorger vos fils, vos compagnes !

Chor

Aux armes, citoyens,
Formez vos bataillons,
Marchons, marchons !
Qu'un sang impur
Abreuve nos sillons !

Vers 2

Que veut cette horde d'esclaves,
De traîtres, de rois conjurés ?
Pour qui ces ignobles entraves,
Ces fers dès longtemps préparés ? (bis)
Français, pour nous, ah ! quel outrage
Quels transports il doit exciter !
C'est nous qu'on ose méditer
De rendre à l'antique esclavage !

Vers 3

Quoi ! des cohortes étrangères
Feraient la loi dans nos foyers !
Quoi ! ces phalanges mercenaires
Terrasseraient nos fiers guerriers ! (bis)
Grand Dieu ! par des mains enchaînées
Nos fronts sous le joug se ploieraient
De vils despotes deviendraient
Les maîtres de nos destinées !

Vers 4

Tremblez, tyrans et vous perfides
L'opprobre de tous les partis,
Tremblez ! vos projets parricides
Vont enfin recevoir leurs prix ! (bis)
Tout est soldat pour vous combattre,
S'ils tombent, nos jeunes héros,
La terre en produit de nouveaux,
Contre vous tout prêts à se battre !

Vers 5

Français, en guerriers magnanimes,
Portez ou retenez vos coups !
Épargnez ces tristes victimes,
À regret s'armant contre nous. (bis)
Mais ces despotes sanguinaires,
Mais ces complices de Bouillé,
Tous ces tigres qui, sans pitié,
Déchirent le sein de leur mère !

Vers 6

Amour sacré de la Patrie,
Conduis, soutiens nos bras vengeurs
Liberté, Liberté chérie,
Combats avec tes défenseurs ! (bis)
Sous nos drapeaux que la victoire
Accoure à tes mâles accents,
Que tes ennemis expirants
Voient ton triomphe et notre gloire !

Vers 7

Nous entrerons dans la carrière
Quand nos aînés n'y seront plus,
Nous y trouverons leur poussière,
Et la trace de leurs vertus, (bis)
Bien moins jaloux de leur survivre,
Que de partager leur cercueil,
Nous aurons le sublime orgueil,
De les venger ou de les suivre

Mehr darüber:

Pierre (Constant), Les hymnes et chansons de la Révolution. Paris, Imprimerie nationale, 1904
Robert (Frédéric), La Marseillaise. Paris, Imprimerie nationale, 1989

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Stand : 14 Dezember 2022