In diesen ehrwürdigen Mauern wurde unsere Geschichte geschrieben: Von Madame de Pompadour und Napoleon I. über Victor Hugo bis hin zu Charles de Gaulle trugen tausend bekannte und unbekannte Persönlichkeiten im Zuge der kleinen und großen Ereignisse, die unsere Nation prägten, das Ihre zum heutigen Aussehen des Palasts bei.

01 Hôtel d'Évreux : Geschichte

1718 - 1773 Das Hôtel d'Évreux

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wuchs Paris rasant, und in den Vororten entstand eine Vielzahl von Herrenhäusern. Auf Anraten des Regenten erwarb Louis-Henri de La Tour d’Auvergne, Graf von Évreux, 1718 ein sumpfiges Gelände in der Rue du Faubourg Saint-Honoré, die damals ein einfacher Weg zwischen strohgedeckten Hütten inmitten eines Gehölzes war, um dort eine standesgemäße Residenz erbauen zu lassen. 

Portrait d'Henri-Louis de La Tour d’Auvergne, comte d’Evreux par Hyacinthe Rigaud
Hyacinthe Rigaud (1659 - 1743), Henri-Louis de La Tour d’Auvergne (1679 - 1753), Graf von Evreux, Marschall von Frankreich. USA, New-York (NY), The Metropolitan Museum of Art. Photo © The Metropolitan Museum of Art, Dist. RMN-Grand Palais/Image of the MMA

Der Architekt Armand-Claude Mollet wurde mit der Errichtung der zweistöckigen Hauptanlage aus Quaderstein mit Mansardendach betraut, die auf der Nordseite einen gepflasterten, von Nutzgebäuden umgebenen Hof (Stallungen, Küche, Wäscherei) und nach Süden hin einen französischen Garten aufwies. Die Enzyklopädie von Diderot und D’Alembert widmete dem neu errichteten Gebäude einen Eintrag als „schönstes Lustschloss in der Umgebung von Paris“. Der Graf von Évreux finanzierte den Bau über die beträchtliche Mitgift seiner Gemahlin Marie-Anne, der Tochter des reichen Geschäftsmannes Antoine Crozat, der sein Vermögen dem Sklavenhandel verdankte.

Der Graf starb hier 1753. Anschließend wurde das Anwesen versteigert und von der offiziellen Mätresse Ludwigs XV., der Marquise de Pompadour, erworben. Sie vervollständigte den Innenausbau und vergrößerte die Gartenanlage nach den Champs-Élysées hin. Sie residierte jedoch nur zeitweilig hier, da sie ihrer Privatresidenz das Schloss Versailles vorzog. 

46e Vue d’Optique représentant le Jardin et l’Hôtel d’Évreux appartenant à Madame la Marquise de Pompadour
Anonym, 46. optische Ansicht des Gartens und des Hôtel d’Évreux im Besitz der Marquise de Pompadour, bearbeitet von Jean-François Daumont gegen 1754. Kolorierte Radierung. © Paris, Carnavalet-Museum /Roger-Viollet

Die Ursprünge des Élysée-Palasts

1773 - 1786 Das Hôtel Beaujon

1773 erwarb ein reicher Bankier aus Bordeaux, Nicolas Beaujon, das Gebäude, das er mithilfe des Architekten Étienne-Louis Boullée umgestaltete.

Seine spektakuläre Gemäldesammlung stand den Parisern regelmäßig offen, die hier Die Zigeunerin von Frans Hals oder Die Gesandten von Hans Holbein bewundern konnten.

Peinture de Jean-Frédéric Schall, Quand l'hymen dort, l'amour veille, vers 1780.
Jean-Frédéric Schall, Wenn Hymen schläft, wacht die Liebe, gegen 1780. Dieses Gemälde zeigt den Bankier Nicolas Beaujon, der an Wassersucht litt und sich nur mit Mühe bewegen konnte. Er umgab sich mit jungen, hübschen Krankenpflegerinnen, denen er eine platonische Hingabe abverlangte. Diese Auflage wurde allerdings bei näherer Betrachtung nicht immer eingehalten. Zu sehen sind der Bankier mit Gehstock und im Hintergrund der Löwenbrunnen, der später mit einem Dekorfelsen versehen wurde.

1786 - 1799 Das Élysée Bourbon

Nach dem Einzug der Herzogin von Bourbon, der Cousine von König Ludwig XVI., wurde die Residenz vergrößert und verschönert, um hier ihre rauschenden Bälle abzuhalten.

In den Wirren der Revolution wurde das Gebäude jedoch konfisziert und zu verschiedenen Zwecken genutzt, von der Kommission zur Übertragung von Gesetzen über die Druckerei des Gesetzesblattes bis hin zum nationalen Möbeldepot für Beschlagnahmungen aus dem Besitz von Emigranten oder Sträflingen.

1797 wurde das Anwesen der Herzogin von Bourbon zurückerstattet. Diese half ihrer Mittellosigkeit dadurch ab, dass sie die Gartenanlage mit ihren Höhlen, Wasserfällen, Springbrunnen und Labyrinthen einer begeisterten Öffentlichkeit zugänglich machte.

1804 - 1815 Vom Élysée-Murat zum Élysée-Napoleon

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging der Palast in den Besitz des Prinzen Joachim Murat und seiner Frau Caroline, der Schwester Napoleons, über, die – ihrem Status entsprechend – umfangreiche Bauarbeiten in Angriff nahmen.

Caroline Murat gab bei den besten Künstlern ihrer Zeit die Innenausstattung in Auftrag, während Joachim die Architekten Barthélémy Vignon und Jean-Thomas Thibault mit dem Bau einer Ehrentreppe im Vestibül beauftragte. 

Als Joachim und Caroline Murat 1808 zum Königspaar von Neapel wurden, traten sie alle ihre französischen Besitztümer an den Kaiser Napoleon I. ab, der zeitweilig hierher seine Residenz verlegte. „Es ist mein Hospiz“, pflegte er zu sagen. Doch die Pflege seines leiblichen Wohls und des Wohls seines Kaiserreichs konnten seinen Niedergang nicht aufhalten: Am 15. Juni 1815 unterzeichnete er auf dem kleinen Schreibtisch des Silbernen Boudoirs seine Abdankung. 

Portrait d’Achille Murat par François Gérard, 1808
François Gérard, Porträt von Achille Murat, 1808, Öl auf Holz, Inventarnr.: CR 0064, Stadt Genf, Museum für Kunst und Geschichte. Schenkung Gustave Revilliod, Genf, 1890 © Museum für Kunst und Geschichte, Stadt Genf, Fotografin: Bettina Jacot-Descombes

1815 - 1870 Vom ersten zum zweiten Kaiserreich

Der Palast, der nach der Abdankung des Kaisers mehrmals die Hände wechselte, diente kurzfristig als Residenz des Herzogs und der Herzogin von Berry, bevor er zu einer Dependenz der Tuilerien wurde und dem Empfang ausländischer Fürsten und Aristokraten während ihres Aufenthalts in Paris diente. 

1848 wurde der Élysée-Palast durch ein Dekret zur Residenz des neu gewählten Präsidenten der Republik. Der Neffe von Kaiser Napoleons I., Louis-Napoleon Bonaparte, ließ sich hier mit seiner Familie nieder, entschloss sich jedoch nach dem Staatsstreich von 1852, der ihn zum Kaiser erhob, stattdessen in den größeren, zentraleren Tuilerienpalast zu übersiedeln.

Estampe représentant le quartier de l’Élysée
Anonym, Das Élysée-Viertel, Kupferstich, Paris, Musée Carnavalet – Geschichte von Paris

Während des Zweiten Kaiserreichs blieb dennoch der Élysée-Palast mit neuen Wirtschaftsgebäuden und einem Ballsaal, der bis heute den Namen Salon Napoleon III. trägt, Schauplatz prunkvoller Empfänge.

Seit 1870 Residenz der französischen Staatspräsidenten

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg und der Ausrufung der III. Republik wurde der Élysée-Palast zur offiziellen Residenz des Staatschefs. Dazu wurden erneut umfangreiche Umbauarbeiten unternommen – u. a. wurde anlässlich der Weltausstellung von 1889 ein monumentaler Festsaal eröffnet. 

Die dazugehörige Garderobe wurde in einem riesigen Glashaus untergebracht, das sich über die Länge der hofseitigen Fassade zog und von den damaligen Medien mit dem Spottnamen „der Affenzwinger“ versehen wurde.

Um die Jahrhundertwende wurde elektrischer Strom verlegt, nach und nach gefolgt von Warmwasserleitungen, einer Zentralheizung und dem Einbau einer modernen Küche im Untergeschoss, dank derer bei Banketten nun mehr als 250 Gäste bewirtet werden konnten. 

Mit dem Amtsantritt von Charles de Gaulle im Jahr 1958, der die Funktion des Staatspräsidenten in den Mittelpunkt der französischen Politik stellte, fiel dem Palast eine zentrale Rolle zu. Nicht alle Präsidenten nutzen den Palast als ihre private Residenz, doch jeder von ihnen verleiht ihm eine persönliche Note, sei es mit der Neugestaltung von Räumen durch den Designer Paulin im Auftrag von Georges Pompidou, mit einem unter Valéry Giscard d’Estaing im Untergeschoss eingebauten, atomaren Regierungsbunker oder mit neuen Balkontüren unter François Mitterrand, die den Festsaal mit Licht durchfluten.

Der Élysée-Palast heute

Der fest in seiner Geschichte verankerte, doch auf die Zukunft ausgerichtete Élysée-Palast pflegt sein Kulturerbe durch regelmäßige Restaurierungsarbeiten, steht aber gleichzeitig der zeitgenössischen Kunst aufgeschlossen gegenüber, wie der häufige Wechsel von Kunstwerken bezeugt. Dadurch können junge Künstler ins Rampenlicht gestellt werden.

Das Erdgeschoss ist für Menschen mit eingeschränkter Mobilität geeignet, eine Zufahrtsrampe wurde links neben der Freitreppe angebracht. 

Heute ist der Élysée-Palast weit mehr als nur ein architektonisches Kleinod und alles andere als ein Museum; die vielen Mitarbeiter, aber auch seine zahlreichen Besucher erfüllen ihn mit Leben. Er repräsentiert die Französinnen und Franzosen in den Augen der Welt und ist ein Schaufenster für das Know-how all jener, die ihn erbaut, verziert, restauriert haben, aber auch für unsere Gastlichkeit, unsere Gastronomie und unsere zeitgenössische Kreation.

Erkunden Sie den Élysée-Palast in einer interaktiven 360°-Tour dieses historischen Gebäudes.

02 Die Gesichter des Palasts

03 Der Palast in Zahlen

11179

m², davon 300 m² private Appartements

365

Räume

1.5

Hektar Park

100

Baumsorten

12000

jährlich gepflanzte Blumen

100

Pendeluhren

5000

Depotmöbel von Mobilier national

500

Kunstwerke

04 Die Baupläne des Palasts

05 Geschichte der Gärten

06 Archiv

Nachweise und Danksagungen

Konzeption: Ability
Integration und Entwicklung: Sensiolabs & CGI
Leitung und Verfassung der Texte: Dienststelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Dokumentarische und ikonografische Recherchen: Dienststelle Archiv und Gedenkarbeit, Dienststelle Nationalerbe
Audioaufnahmen: Dienststelle Eventplanung

Copyright-Angaben befinden sich direkt nach jeder Werkereproduktion. 

Das Präsidialamt bedankt sich ausdrücklich beim Orchester der Republikanischen Garde unter der Leitung von Oberst François Boulanger für die Aufnahme von drei Stücken:

  • Wolfgang-Amadeus Mozart, 1. Salzburger Symphonie KV136
  • Camille Saint-Saëns, Valse mignonne, Op.104, interpretiert von Jean-Christian Le Coz
  • Jean-Baptiste Lully, Türkischer Marsch

Unser herzlicher Dank gilt auch Jean-François Delhay, Architekt der Gebäude Frankreichs, Michel Goutal, leitender Architekt für historische Bauwerke, und Chefgärtner Sylvain Moisy

Ausgewählte Bibliographie

  • Jean Coural, Le Palais de l'Élysée. Histoire et décor, Paris, Délégation à l'action artistique de la Ville de Paris, 1994
  • François d’Orcival, Histoires de l'Élysée, Paris, Tempus, 2017
  • Patrice Duhamel, Jacques Santamaria, L’Elysée. Histoires, secrets, mystères, nouvelle édition augmentée, Paris, Plon, 2017
  • Georges Poisson, L'Histoire de l'Élysée, éditions Librairie académique, Perrin.
  • Adrien Goetz, Antoine Tézenas, Résidences présidentielles, Paris, Flammarion, 2021

Cocorico

Der monatliche Élysée-Newsletter enthält inspirierende Nachrichten und Bürgerinitiativen, die zum attraktiven Image Frankreichs beitragen (in frz. Sprache)

Zur Anmeldung