Geschichte des Forts

Das zur Gemeinde Bormes-les-Mimosas gehörende Fort Brégançon ragt auf einem etwa dreißig Meter hohen Felsvorsprung ins Meer. Dieser strategische Standort bietet die Möglichkeit, die Reeden der nahegelegenen Städte Hyères und Toulon zu überwachen, ohne dem Ostwind ausgesetzt zu sein.
Die Besiedlung des Orts als Hafen bzw. kleine, befestigte Ortschaft reicht bis ins 6. Jahrhundert zurück: Der griechische Geograph Stephanos von Byzanz sprach von einem Dorf mit dem Namen Pergantium. 

Im Mittelalter entstand hier ein befestigter Adelssitz, der zunächst den Grafen der Provence unterstand und 1246, im Anschluss an die Eheschließung zwischen Béatrix de Provence und Charles d‘Anjou, dem Bruder von König Ludwig IX., in den französischen Kronbesitz überging.

In der Frühen Neuzeit (16.-18. Jahrhundert) wurde das Fort von den Ländereien getrennt und der königlichen Verwaltung einverleibt, die es zu rein militärischen Zwecken nutzte. Die Festung wurde bewaffnet und diente der Verteidigung der französischen Küsten.

Auf ihrer Reise ins französische Königreich legten Katharina von Medici und ihr Sohn Karl IX. im Oktober 1564 hier einen Halt ein und nahmen eine Mahlzeit zu sich.

Napoleon Bonaparte entdeckte das Fort während der Revolution, als er zum Küsteninspektor ernannt wurde, nachdem er Toulon von den Royalisten zurückerobert hatte. Als er an die Macht kam, stattete er es mit einer umfangreichen Artillerie aus, die 23 Kanonen umfasste.

Im 20. Jahrhundert wurde das Fort im Anschluss an den Ersten Weltkrieg militärisch heruntergestuft, 1924 jedoch als malerische Stätte eingestuft. Der Staat vermietete das Fort an den französischen Industriellen und Politiker Robert Bellanger, der eine umfangreiche Modernisierung in Angriff nahm: fließendes Wasser und Strom wurden eingeleitet, ein Deich angelegt. Er empfing hier zahlreiche Persönlichkeiten, darunter die Präsidenten der IV. Republik René Coty und Vincent Auriol.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Fort von einer deutschen Militäreinheit beschlagnahmt; Bellanger musste während des Krieges das Fort verlassen.
1964 nächtigte der französische Staatspräsident Charles de Gaulle anlässlich der Gedenkveranstaltungen zur Landung der Alliierten in der Provence im Fort. Zusammen mit seiner kleinen Halbinsel wurde das Fort am 25. September 1968 unter Denkmalschutz gestellt und erhielt den Status einer Residenz des Staatspräsidenten. 

Das Fort im Leben der Staatspräsidenten der V. Republik

General Charles de Gaulle verbrachte anlässlich der Gedenkveranstaltungen zur Landung der Alliierten in der Provence am 25. August 1964 eine einzige Nacht im Fort Brégançon – er soll wegen der Mücken und eines zu kleinen Betts furchtbar schlecht geschlafen haben. Obwohl er das Fort nicht besonders genossen hatte, verlieh er ihm 1968 den Status einer offiziellen Residenz des Staatspräsidenten, in erster Linie um ausländische Staatschefs in Südfrankreich empfangen zu können, denn dafür eignete sich keine der Präfekturen, speziell Gäste aus dem Mittelmeerraum im politisch angespannten Kontext der Dekolonisation. Marinearchitekt Pierre-Jean Guth, ein Preisträger des renommierten Rompreises, verwandelte das Fort schließlich in eine komfortable Residenz, in die er die Überreste der alten Festung geschickt integrierte.

Georges Pompidou, der sich für den Ort begeisterte, öffnete die Tore des Forts für die Medien, die so einen Einblick in das Privatleben des Präsidenten erhielten. Unter seinem Einfluss wurde Brégançon zum Sommersitz der Präsidenten der V. Republik, so wie es das Schloss von Vizille für die Präsidenten der IV. Republik gewesen war. Er ließ die Innenausstattung von Künstlern und Designern wie Pierre Paulin erneuern.

Auch Valéry Giscard d’Estaing schätzte das Fort Brégançon und reihte sich in die Tradition seiner Vorgänger ein, indem er hier viele Male verweilte. Diesen Familienurlauben verdankt der Staatspräsident ein jugendliches, dynamisches Image. 

François Mitterrand hegte hingegen keine besondere Vorliebe für das Fort. Ab 1986 hielt er hier dennoch Arbeitssitzungen ab und empfing Anfang 1987 die streikenden französischen Eisenbahner, später zwei ausländische Staatschefs, den irischen Premierminister Garret Fitzgerald und den deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl. 

Jacques Chirac schätzte das Fort ganz besonders, denn er fühlte sich mit dem Département Var, wo er als Kind gelebt hatte, verbunden. Gleichzeitig führte er mit seinen Aufenthalten im Fort die Tradition seines Mentors Georges Pompidou fort. Auch seine Gattin Bernadette fand Gefallen an der Region und übernahm den Vorsitz des Blumenkorsos von Bormes-les-Mimosas. Am 16. August 2004 empfing der Staatspräsident hier den algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika.

Nicolas Sarkozy hielt sich wiederholt im Fort auf und empfing dort zum Beispiel im August 2008 die US-amerikanische Außenministerin Condolezza Rice, deren Spezialgebiet Sowjetrussland war, im Zusammenhang mit dem Kaukasuskrieg zwischen Russland und Georgien. 

François Hollande empfand keine besondere Verbundenheit mit dem Fort Brégançon und suspendierte seine Funktion als offizielle Residenz. Stattdessen machte er das Fort für die Öffentlichkeit zugänglich und vertraute seine Verwaltung dem Zentrum für Nationaldenkmäler an.

Unter Emmanuel Macron blieb das Fort zwar für Besichtigungen zugänglich, wird jedoch wieder regelmäßig als Sommerresidenz für Familienurlaube und Arbeitssitzungen genutzt, beispielsweise anlässlich des Besuchs der britischen Premierministerin Theresa May im August 2018, des russischen Präsidenten Wladimir Putin im August 2019 im Vorfeld des G7-Gipfels von Biarritz und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel im Sommer 2020. 

Besuch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel im Fort Brégançon, August 2020

Weitere Amtsgebäude und Residenzen

Stand : 14 Dezember 2022